Diese Schrift erklärt Chen Wangtings Kampfkunst und stellt damit die älteste Taijiquan Theorie dar. Das Werk ist angelehnt an Ausführungen des chinesischen Generals Qi Jiguang (1528-1588) und findet sich hier in erstmaliger deutscher Übersetzung.
Das zusammenfassende Lied des Boxkanons
Diese Schrift erklärt Chen Wangtings Kampfkunst und stellt damit die älteste Taijiquan Theorie dar. Das Werk ist angelehnt an Ausführungen des chinesischen Generals Qi Jiguang (1528-1588; 戚继光) zum waffenlosen Kampf und findet sich hier in erstmaliger deutscher Übersetzung:
„Längs freisetzen und das Gebeugte strecken, das kann niemand vorhersehen. Alles hängt vom Spulen und Winden1 ab und dass ich diesem immer entspreche.
Schneiden, schlagen, schieben und pressen, um vorwärts zu schreiten. Seitwärts bewegen – dem Blocken und Rupfen ist kaum beizukommen.
Jeder weiß um das Haken, Abwehren2, nach Vorne preschen und den Gegner dadurch einzuengen, doch wer weiß um das Ausweichen und [erneute] Starten, um so durch List zu gewinnen.
Vorzugeben zu verlieren und zu flüchten – wer sagt da, ich hätte [bereits] verloren. Zu führen und zu locken, um im Kielwasser [der Rückwärtsbewegung] den Sieg zurück zu erlangen.
Stürmisch umdrehen, verknoten, verbinden und fegen ist klug und subtil, direkt oder seitwärts schneiden und hacken ist noch wundervoller.
Unterbrechen, vorwärts schreiten, abwehren und abfangen – [dann] durchbohre das Herz mit dem Ellbogen, schreite gegen den Wind vor und schlage mit der roten Kanonenfaust3.
Zweimal wechseln, fegen und pressen und die Füße baumeln lassen, links und rechts die Beine fest machen.
Vorne unterbrechen, oder nach hinten pressen, aber nahtlos alles verschließen.
Mach Lärm im Osten aber schlag im Westen zu, das ist wichtig zu wissen.
Der General muss sich merken, oben zu verknüpfen und unten zu heben; zögere nicht, wenn du nach vorne angreifst oder nach hinten ausweichst.
Unter dem Himmel gibt es viele, die ihren Kopf verstecken und ihr Gesicht verdecken, aber die es gewohnt sind, das Herz aus dem Körper zu schneiden, sind nur wenige auf Erden.
Wenn ein Lehrer diese Dinge nicht weiß, wird er kaum in der Kampfkunsttheorie bewandert sein."
(Aus dem Chinesischen von Nabil Ranné unter Berücksichtigung der englischen Übersetzungen aus Chen Xiaowang, 2008 und Chen Ziqiang, 2008)
Fußnoten:
1 Dies ist eine Anspielung auf das Seidenspulen (Chansigong) hier Chanrao 缠绕
2 Hier wird die Taijiquan Technik Peng 掤 mit „Abwehren“ übersetzt
3 Die rote Kanonenfaust (Hong paochui 红炮捶) ist eine übliche Technik der damaligen Zeit
Bibliographie:
Bissell, G. (1993). Chen Wang-Ting and Jiang Fa. T'ai Chi, 17(2), 14/15 & 31.
Chen Xiaowang (2008). Chen Family Taijiquan. Henan renmin chubanshe. (erhältlich über die WCTAG)
Chen Xin (2007). Chenshi taijiquan tushuo. Taiyuan: Shanxi kexuejishu chubanshe.
Chen Ziqiang (2008). Chen-Style Taiji Pole. Zhengzhou: Petrel Publishing House, Henan Electronic & Audiovisual Press.