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Mit freundlicher Genehmigung von Marnix Wells findet sich hier in der Übersetzung von Nabil Ranné ein zweiter kurzer Ausschnitt aus dem Buch „Scholar Boxer - Chang Naizhou’s Theory of Internal Martial Arts and the Evolution of Taijiquan“ (S. 25-27; ISBN 1-55643-482-0).

Zentrale Energie gemäß den Schriften von Chang [Naizhou] und Chen [Xin]

Changs Schriften können helfen, ein Konzept zu erklären, welches in dem Taijiquan Klassiker [lediglich] angedeutet wird. Dieses ist die Funktion von yi, „Ideenfindung“ oder Vorstellung. Zusätzlich zu inspirierender Metaphorik, die Chang sich aus Mythen und Legenden borgt, erklärt er, wie [eine] Idee die Energie im Körper führt, auf eine Art, die bemerkenswerterweise der in der Taijiquan Theorie entspricht. Er nennt die präzisen Ziele, auf die Techniken gerichtet werden und betont die Wichtigkeit, dass der Übende mögliche gegnerische Attacken visualisiert und die beste Art, mit diesen umzugehen. Er empfiehlt dem Schüler, mit dem aufgeschriebenen Satz an Dynamiken zu experimentieren und zu variieren, anstatt über mehrere Jahre hinweg [nur] immer formalere Sätze zu erlernen.

Unter all den traditionellen Schreibern gibt Chang am komplettesten Auskunft über qi, „Atem-Energie“, in Beziehung zu der Physik der Kampfkünste und der inneren Organe. Ich interpretiere sein alchemistisches Rezept als Definition von umgekehrter Bauchatmung, wie sie im Taijiquan heute ausgeübt wird. Bezogen auf mechanische Energie wird die wechselseitige Abhängigkeit der entgegengesetzten Kräfte der Taijiquan Theorie, „Schattig verlässt Sonnig nicht“ (yin – buli yang), physikalisch durch Newtons Bewegungsgesetze demonstriert: „Aktion und Reaktion sind gleich und gegensätzlich.“ Kraft wird durch Opposition konzentriert. Die Dreizehn Dynamiken Übung erklärt:

        Sollte Deine Idee nach oben gehen,

        platziere zuerst eine nach unten gerichtete Idee,

        Es ist, wie wenn Du beim Auftunken eines Objektes,

        die Idee hinzuzufügst, es zu zerschmettern,

        so dass seine Wurzel automatisch gebrochen wird,

        dann wird seine Vernichtung schnell sein und ohne Zweifel.

Wir haben [bereits] etliche Überschneidungen zwischen dem von seiner Herkunft her ungeklärten Taijiquan Klassiker, undokumentiert in Chenjiagou, und dem Werk von Chang Naizhou bemerkt. Wie Wile beobachtet, beinhaltet die voluminöse Veröffentlichung von Chen Xin aus dem Jahr 1919, die früheste zum Chen Taijiquan, auf eine andere Weise bemerkenswerte Parallelen zu Changs Schriften. Changs und Chens gemeinsames Ziel ist Langlebigkeit, physische Gesundheit, und spirituelle Erkenntnis, und beide verknüpfen „äußere“ Selbstverteidigungstechniken und kompetitive Praxis mit „innerer“ Kultivierung von Energie, [und zwar] in einer sich gegenseitig unterstützenden Art und Weise. Wie auch Chen Xin macht Chang Naizhou keine extravaganten Ansprüche. Beide sprechen davon, Akupunkturpunkte zu schlagen, aber eher bezogen auf praktische Anatomie denn auf geheimnisvolle Todes-Berührungen.

Am bemerkenswertesten aber ist die Theorie der Zentralen Energie, die das Herzstück von Chen Xins und Chang Naizhous Systemen bildet. Es ist praktisch unvorstellbar, dass Chen nichts von der Arbeit seines berühmten Vorgängers im Nachbardorf über das gleiche Themenfeld ahnte. Sowohl Chang als auch Chen basieren ihre Theorien auf dem alten Klassiker der Wandlung und seinem Konzept des Taiji Prinzips und der Interaktion von Schattig und Sonnig. Chang nutzt das Taiji Prinzip, um die Interaktion von Schattig und Sonnig Energiekanälen zu erklären, die vorne und über den Rücken verlaufen, auf Gliedmaßen sowie auf dem Rumpf. Ich beobachte, dass diese entsprechenden Positionen allgemein mit den Flexoren und Extensoren antagonistischer Muskelpaare korrespondieren. Chang analysiert ihre Interaktion in Bezug auf „eintreten und stützen“ (rufu), „drängen“ (cui), und schlussendlich „Anwendung“ (jin).

Chen nutzt das Taiji Prinzip, um seine eigene nicht-unähnliche Theorie der Zentralen Energie durch „seidenspulende Kraft“ (chansijing)  zu entwickeln, die eine dynamische Spannung zwischen Muskelpaaren durch komplette Körperspiralen hervorruft. Es ist diese intrinsische Kraft von „Spiralkraft“, die einem erlaubt, mühelos „Kraft abzufeuern“, währenddessen man eine gebogene Form der Gliedmaßen beibehält. Chen nutzt „Essenz“, jing, und „Kraft“, jing, untereinander austauschbar. Er fügt ein ungewöhnliches Gedicht ein über „Die Weiße Gans zeigt ihre Flügel“ (heute als Der Weiße Kranich breitet seine Flügel aus bekannt), mit gebogenen Gliedmaßen wie halbmondförmige Brauen, [und zwar] in der halb-gebogenen-Gliedmaßen-„entwurzeln“-peng-Dynamik, die für das Taijiquan und im Aikido als „unbeugsamer Arm“ typisch ist:

        Ist nicht der Motten-Augenbrauen-Mond, als Bildnis nachgeahmt, wahr?

        Wenn der Bogen gebogen ist, warum dann nicht schießen?

        Wenn Du schießt, verdoppelst Du den essenziellen Geist.

Chen erklärt „seidenspulende Energie“ hinsichtlich der gewundenen Spiralen in dem Luo und Gelben Fluss Diagramm [des Buches] der Wandlungen. Seine Darstellung wird von Begriffen beherrscht (sonst kaum benutzt in seiner Schrift), die typisch für Chang sind, wie: Hände „in Rückenlage“ (yang) und „empfänglich“ (fu); „drehend“ (niupiao), wie beim seidenspulen; „hängend bis zu einem Punkt“ (luodian); Kopf, Hand und Fuß als Dreierpunkte; „gezerrt und gezogen“ (qianche).

Chen Xins Abbildung zeigt windende Körperlinien von Kraft, die mit der Interaktion von Muskelpaaren, Flexoren und Extensoren, korrespondieren, und kommentiert dabei: "Erreiche ihre Zentrale Korrektheit, dann ihre Zentrale Energie..." (Chen Xin 1919: 95).

Chen und das Taijiquan im Allgemeinen unterscheiden sich von Chang in ihrer Betonung von aufrechter Haltung. Chen Xin erlaubt Ausnahmen zum aufrechten Stand, wenn die Wirbelsäule selbst gerade ist. Chens eigenkomponierter Taijiquan Klassiker spricht, wie Chang, von bewegbaren Körpergesetzen:

        Nach vorne geneigt, nach hinten in Rückenlage,

        außergewöhnlich und korrekt gegenseitig erzeugt;

        wenden, drehen, seitlich lehnen,

        springen und einen Satz machen sind alle zentriert.

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